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Vitoria de Pieri ist seit rund dreieinhalb Jahren im AMS Bludenz als Beraterin im Jobservice tätig. Im Interview erzählt die 30-Jährige, die auch als Betriebsrätin aktiv ist, über Herausforderungen in der Personalvermittlung, die Realität am Arbeitsmarkt und die Bereitschaft, Umwege zu gehen.
Vitoria de Pieri, Vermittlung im AMS. Ist die technische Entwicklung das Maß aller Dinge?
De Pieri: Die jüngsten EDV-Entwicklungen verdeutlichen, dass das AMS kontinuierlich in die Optimierung seiner Vermittlungsprozesse investiert. Arbeitsvermittlung soll einfacher, schneller und passgenauer gehen. Mit dem Einsatz KI-gestützter Tools sollen Kompetenzen präziser erfasst und mit den ausgeschriebenen Stellen am Arbeitsmarkt bestmöglich in Einklang gebracht werden – ganz im Sinne des Mottos „Wir verbinden Mensch und Arbeit“.
Doch hinter diesem Modernisierungsschub bleibt eine Vermittlungslogik bestehen, die angesichts einer sich rasant wandelnden Realität und veränderter Anforderungen an Arbeitsvermittlung – insbesondere im Kontext des AMS – nicht ausreichen wird.
Und wie sieht diese Realität aus?
De Pieri: Viele beim AMS vorgemerkte Personen wissen sich bei der Jobsuche selbst zu helfen. Sie benötigen keine klassische Vermittlungsunterstützung – höchstens punktuelle Beratung oder rechtliche Absicherung. Für andere wiederum gestaltet sich der Weg zurück in Beschäftigung weit schwieriger – sei es aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, Betreuungspflichten, mangelnder Qualifikation, psychischen Belastungen oder schlicht einem Lebenslauf, der für viele Arbeitgeber_innen auf den ersten Blick nicht „rund“ wirkt.
Doch genau in diesen Fällen bringen die besten Vermittlungs- und Matching-Algorithmen nichts. Hier braucht es eine andere Form der Vermittlungsunterstützung. Eine, die eben nicht auf dem Prinzip „hier eine Liste mit Stellen – bitte bewerben“ basiert, sondern auf Zuhören und Eingehen.
Können Sie das noch etwas näher erläutern?
De Pieri: In Zeiten von Personalvermittlungsagenturen, LinkedIn und automatisierten Recruting-Prozessen ist die eigentliche Vermittlungsleistung, die das AMS leisten sollte, Netzwerkarbeit. Wir müssen Beziehungen aufbauen – zu Unternehmen, zu Bildungseinrichtungen, zu Kooperationspartner_innen. Allen voran aber zu den Menschen, die wir beraten. Die besten und nachhaltigsten Vermittlungen entstehen heute nicht aus einer Suchmaske oder einem Vermittlungsprofil, sondern aus Flur- und Pausengesprächen.
Was heute zählt, ist weniger das Erstellen von komplexen und ausgefeilten Vermittlungsprofilen und das Abarbeiten von Inseraten, sondern das bewusste Nutzen von Kontakten, das Aktivieren von Netzwerken, das Aufbauen von Beziehungen – auch dort, wo keine offenen Stellen gemeldet sind. Gute Vermittlung heißt heute, Chancen zu kreieren – Türen zu öffnen, wo keine Klingel montiert ist.
Also weg von den klassischen Pfaden der Personalvermittlung?
De Pieri: Vermitteln im AMS heißt bereit sein, auch Umwege zu gehen – und diese Umwege als legitime, manchmal sogar als notwendige Routen zu begreifen. Vielleicht bedeutet das, jemanden in einem Arbeitstraining unterzubringen, um Selbstvertrauen zu stärken oder bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Oder eine gezielte Empfehlung an ein Unternehmen auszusprechen, das eigentlich gar nicht ausgeschrieben hat. Oder ein bestehendes Netzwerk zu aktivieren, Räume zu öffnen, die der Stellenmarkt geschlossen hält.
Vermittlung heute ist weniger Checkliste oder Algorithmus, sondern mehr Intuition, mehr Kreativität. Die Bereitschaft, nicht jeden Menschen durch das gleiche Raster zu pressen. Weniger Matching, mehr Mut. Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Austausch. Weniger Stellenanzeige, mehr Vorstellungskraft. Weniger Norm, mehr Mensch. Und gerade deshalb ist die Vermittlungstätigkeit vielleicht wichtiger denn je – wenn wir bereit sind, sie neu zu denken.
#zusammenbringen - Personalvermittlung im AMS

Herbstkampagne zur Personalvermittlung
Wir bringen Arbeitsuchende und Unternehmen zusammen. Durch persönliche Vermittlung, die Online-Jobplattform „alle jobs“ sowie in Zusammenarbeit mit Partnerinstituten. zusammenbringen.ams.at

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