Ökojobs gegen Arbeitslosigkeit?
Um die ökologischen Herausforderungen zu meistern, braucht es wirksame Strategien, welche Wirtschaft und Umweltschutz auf eine nachhaltige Weise miteinander vereinen. Unter dem Schlagwort der Ökologisierung der Wirtschaft werden neben Themen wie kreislaufwirtschaftliche Transformation, die (Re-)Regionalisierung von Bedarfen, Produktion und Dienstleistung sowie das Halten und Verarbeiten von Rohstoffen in Europa vor allem der Wandel der Berufsbilder und Anforderungsprofile zu beobachten sein.
Die Zahlen zum Arbeitsmarkt zeigen, dass die Nachfrage nach Green Jobs bzw. klimarelevanten Berufen kontinuierlich steigt. So wurden dem AMS im Jahresdurchschnitt 2013 noch 3.360 offene Stellen in klimarelevanten Berufen gemeldet, 2022 waren es bereits 14.116. Welche Auswirkungen das auf die Berufswelt haben wird, erläutert WIFO-Ökonomin Julia Bock-Schappelwein "Es gibt eine Reihe von Berufen, in denen durch die Ökologisierung der Wirtschaft neue Aufgaben hinzukommen. Das ist etwa bei Dachdecker_innen und Installations- und Gebäudetechniker_innen der Fall. Darüber hinaus entstehen neue Berufe, wie etwa im Bereich der Servicetechniker_innen für Windkraft und Photovoltaik. Es gibt aber auch eine Reihe von Berufen, wo sich die Tätigkeiten nicht wesentlich ändern, die aber stärker nachgefragt sind, etwa Busfahrer_innen oder Tischler_innen."
Forschungsprojekt
Trotz dieser Entwicklung wurden bisher Aufgaben der Arbeitspolitik nur selten mit Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit verknüpft. Mit dem aktuellen Forschungsprojekt „Ökojobs gegen Arbeitslosigkeit? - Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen im Hinblick auf die Ökologisierung der Wirtschaft“ gibt das Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und die Wissenschaftliche Vereinigung für Analyse, Beratung und interdisziplinäre Forschung (abif) einen Überblick über Initiativen zur ökosozialen Transformation und arbeiten künftige Beschäftigungspotentiale und Qualifikationsanforderungen.
Das Forschungsprojekt umfasst Expert:innen-Interviews und eine umfassende Literatur- und Datenrecherche (Eurostat, Statistik Austria). Der Fokus liegt dabei auf der Good-Practice-Analyse von Maßnahmen europäischer Arbeitsmarktservices zur Unterstützung der Beschäftigung von niedrigqualifizierten, arbeitssuchenden Personen im Bereich der Ökojobs.
Nachfragen nach grünen Skills wächst
Laut der Erkenntnisse des Forschungsprojektes wächst die Nachfrage nach grünen Skills überproportional und schneller als das Angebot (LinkedIn Economic Graph, 2022). Dies gilt insbesondere für die Abfallwirtschaft, wobei neben Trennung und Recycling auch ein Trend in Richtung Share-, ReUse- und Repair-Ansätzen ausgemacht wird. Der Dienstleistungsbereich profitiert durch vermehrte Servitization, also das Anbieten von zusätzlichem Service bzw. den Produktnutzen als Service, und Rebound-Effekte aufgrund schlankerer Produktion.
Mäßig gilt dies auch für das verarbeitende Gewerbe und – unter Berücksichtigung von Energieoptimierungen bestehender Objekte – gegenwärtig auch für die Bauwirtschaft, für die insgesamt jedoch aufgrund des technischen Fortschritts eher ein Arbeitskräfterückgang erwartet wird (Cambridge Econometrics et al., 2018; Ganglberger, 2021; Hoch et al., 2019).
Auswirkung der Ökologisierung der Wirtschaft auf Berufe
Die Ökologisierung der Wirtschaft lässt nicht nur neue Berufe entstehen, sondern berührt insbesondere auch die Arbeitsanforderungen bestehender Berufe, in welchen "Green Tasks" einen Teil der berufsspezifischen Tätigkeiten darstellen (werden). Um die Transformation auch innerhalb der Berufe sichtbar zu machen, wird folgende Einteilung von "Green Occupations" nach Dierdorff et al. (2015, S. 4) vorgeschlagen:
• "Green increased demand occupations": Die Ökologisierung der Wirtschaft bewirkt eine steigende Beschäftigungsnachfrage in einem bestehenden Beruf. Damit einher gehen kann auch eine Änderung des Arbeitskontextes, wiewohl sich die Anforderun gen an die Arbeitskräfte nicht wesentlich verändern.
• "Green enhanced skills occupations": Die Auswirkungen der Ökologisierung der Wirtschaft führen zu einer signifikanten Veränderung der Arbeitsanforderungen in einem bestehenden Beruf. Diese können, müssen aber nicht in einer steigenden Beschäftigungsnachfrage münden.
• "Green new and emerging occupations": Die Auswirkungen der Ökologisierung der Wirt schaft lassen neue Beruf entstehen, die entweder gänzlich neu sind oder sich aus be stehenden Berufen ableiten.
Erste Analysen für Österreich weisen darauf hin, dass Berufe mit einer steigenden Nachfrage infolge der Ökologisierung ("green increased demand occupations") v.a. im naturwissenschaftlichen, ingenieurtechnischen oder auch metalltechnischen Bereich sowie im Bauwesen anzutreffen sind. Steigende Anforderungen im bestehenden Beruf haben naturwissenschaftliche und ingenieurtechnische Berufe, Führungskräfte, Metallarbeiter:innen, Arbeitskräfte im Bau- und Baunebengewerbe sowie kaufmännisches Personal.
Neue Berufe ("green new and emerging occupations") sind hauptsächlich im naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Bereich erwartbar, aber auch bei Führungskräften und im kaufmännischen Bereich. Für umweltrelevante Tätigkeiten braucht es zum Teil Zusatzqualifikationen oder auch gänzlich neue Qualifikationen und Kompetenzen. Unter dem Hyperonym "Green Skills" werden aktuell sowohl Qualifizierungsprofile für Green Jobs als auch Meta- bzw. Soft Skills wie systemorientiertes Denken, Analysefähigkeit bzw. Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Kommunikation subsumiert.
Der Begriff "GreenComp" der Europäischen Kommission wird der umfassenden Transformation insofern gerecht, als (ökologische) "Nachhaltigkeit" als Wert verankert wird, der auf allen Qualifikationsebenen und -bereichen eine Rolle spielt.
AMS Business Tour 2024 – Nachhaltige Wege am Arbeitsmarkt
Im Rahmen der diesjährigen AMS Business Tour vom 22. April bis 24. Mai 2024 informieren die Beraterinnen und Berater des Service für Unternehmen über die Unterstützungsangebote des AMS hinsichtlich nachhaltiger Personalarbeit. Dazu zählen Themen wie der sorgsame Umgang mit Personalressourcen, das Erschließen von Potenzialen, das Weiterentwickeln von Mitarbeitenden sowie die transparente Gestaltung des Arbeitsmarktes.
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Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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