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Geschäftsführer auf Sitzgelegenheit
Zukunft Arbeit

Betroffene zu Beteiligten machen

Die Fördergesellschaft Arbeitsmarkt Vorarlberg (FAV) ist eine Initiative des Landes Vorarlberg und der Arbeiterkammer Vorarlberg. Sie koordiniert die Zusammenarbeit aller wichtigen Akteurinnen und Akteure in Bildung und Arbeitsmarkt im Land. Dabei liegen die Schwerpunkte in den Bereichen Fachkräfte finden, bedarfsgerechte Qualifizierung sowie Arbeit für alle. Im Interview spricht FAV-Geschäftsführer Markus Metzger über die Herausforderungen am heimischen Arbeitsmarkt, Jobmotoren und Strategien für die Zukunft.

Markus Metzger, die Prognosen für das Jahr 2025 lassen keine euphorische Stimmung aufkommen. Moderates Wirtschaftswachstum und steigende Arbeitslosenzahlen werden uns begleiten. Was sind die großen Herausforderungen für den Arbeitsmarkt?  

Die größte Herausforderung besteht weiterhin darin, den Fachkräftebedarf zu decken. Hier gibt es mehrerer Punkte, an denen wir ansetzen können. Zum einen die Höherqualifizierung von Menschen, die keine Ausbildung haben. Da denke ich nicht nur an arbeitslose Menschen, sondern auch an Beschäftigte in Unternehmen. Hier stellt sich die Frage, wie wir diese Menschen erreichen. Wenn die Firmen aktiv auf die Mitarbeitenden zugehen, dann haben wir bessere Chancen, die Menschen von einer Qualifizierung zu überzeugen.

Es bedarf umfassender Strategien zur Höherqualifizierung von Arbeitskräften sowie zur gezielten Förderung von Zuwanderung in Mangelberufen. Mein Credo ist, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Das gilt auch für den Bereich der Expats, also der Menschen, die aus dem Ausland kommen und bereits eine gute berufliche Ausbildung mitbringen. Die FAV hat mit dem Expat Service Vorarlberg einen interaktiven Workshop kreiert, um herauszufinden, welche Rahmenbedingungen es braucht, um diese Personen länger in Vorarlberg zu halten. Da spielt die Willkommenskultur eine wichtige Rolle.

Wir sollten als Vorarlberger sensibilisiert sein, auf die Leute zugehen und ihnen beispielsweise über Vereine unsere Kultur näherbringen und so Integration ermöglichen. Natürlich ist es wichtig, dass die Menschen, die zu uns kommen, ihre Deutschkenntnisse verbessern, aber wir sollten ein Umfeld schaffen, in dem es möglich ist, sich auch in englischer Sprache zurechtzufinden.

Wir haben also Probleme damit, gut ausgebildete Menschen aus dem Ausland zu halten. Was ist mit den heimischen Fachkräften, die in die Grenzregionen abwandern?

Wir haben derzeit über 16.000 Grenzgänger, die in der Schweiz und Liechtenstein arbeiten. Um diesen Trend umzukehren, muss Vorarlberg nicht nur wettbewerbsfähige Gehälter bieten, sondern auch in Standortattraktivität investieren. Flexible Arbeitszeitmodelle, betriebliche Zusatzleistungen und familienfreundliche Strukturen können Anreize schaffen, um Fachkräfte langfristig im Land zu halten. Es gibt einige Faktoren wie beispielsweise Urlaubstage und Stundenanzahl, die eine Rückkehr begünstigen. Irgendwann sind größere Investitionen abbezahlt, dann spielt Geld nicht mehr die vorrangige Rolle.

In jeder Lebensphase gibt es unterschiedliche Bedürfnisse. Gerade wenn man Familie hat, sieht man die Vorteile, die wir in Vorarlberg bieten. Da denke ich an unsere sozialen Angebote, die gerade in der Phase der Familiengründung einen Mehrwert darstellen. Zudem wird der Faktor Zeit für viele Menschen immer wichtiger. Ich kenne Leute, die fahren bis zu eineinhalb Stunden zu ihrem Arbeitsort in der Schweiz, da geht viel an Lebensqualität verloren, Zeit, die für die Familie oder Freizeit genutzt werden könnte.

Was sie bisher nicht erwähnt haben, ist die demografische Entwicklung. Welchen Einfluss hat eine alternde Gesellschaft auf den Arbeitsmarkt.

Eine alternde Gesellschaft bedeutet eine schrittweise Verkleinerung des Erwerbspersonenpotenzials. Für über 50-Jährige ist der Arbeitsmarkt unflexibel, es wird schwieriger, sich beruflich zu verändern und am Arbeitsmarkt aktiv teilzunehmen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Unternehmen verstärkt auf ein lebensphasenorientiertes Personalmanagement setzen. Dazu gehört die gezielte Einbindung älterer Arbeitskräfte, flexible Übergangsmodelle in den Ruhestand sowie Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit durch kontinuierliche Weiterbildung. In Kombination mit einer strategischen Migrationspolitik könnte dies einen nachhaltigen Beitrag zur Sicherung der Arbeitskräftebasis leisten.

Gezielte Einbindung älterer Arbeitskräfte, wie könnte das funktionieren?

Ich sehe in der KI, der Künstlichen Intelligenz, große Chancen. Mit dem Prozesswissen, dem ganzen Know-how, das sich vor allem die Babyboomer angeeignet haben, kann in Kombination mit den digitalen Möglichkeiten ein wesentlicher Mehrwert generiert werden. Das Wissen aufrechterhalten und damit die KI füttern, da könnten Zukunftsmodelle entstehen.

Zukünftige Arbeitsbereiche werden sich mit der Sicherung von Wissen beschäftigen, das Wissensmanagement wird eine wichtige Rolle spielen. Hier brauchen die Unternehmen Unterstützung, gerade in Klein- und Mittelbetrieben wird aufgrund fehlender Ressourcen dieses Thema zu wenig behandelt. Ein effektives Wissensmanagement in Unternehmen wird immer wichtiger, um das Erfahrungswissen älterer Generationen für jüngere Beschäftigte verfügbar zu machen.

In der Pflege scheint sich das Thema der alternden Gesellschaft besonders zuzuspitzen. Wie sehen Sie die Entwicklung in diesem Bereich?

Die Pflege könnte ein Jobmotor sein. Derzeit kommen rund 60.000 Rumäninnen nach Österreich, um in der Betreuung von pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten. Dieses Modell, dass wir uns von außen Fachkräfte für die Pflege holen, wird auf Dauer nicht mehr funktionieren. Wie ich gehört habe, bietet der Staat Rumänien den Pflegekräften bereits monatlich 800 Euro Mindestlohn an, damit diese im Land bleiben. Daher sollte noch stärker in die Ausbildung der Personen investiert werden, die bereits bei uns sind.

In Vorarlberg haben wir mit der Fachhochschule Dornbirn, connexia und der Kathi-Lampert-Schule ein breites Angebot an qualifizierten Ausbildungen, welches wir kontinuierlich ausbauen müssen. Wenn die Betreuung nicht mehr gewährleistet ist und im familiären Umfeld erfolgen muss, könnte dies negative Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit haben. Zudem sollte es uns gelingen, gesellschaftliche Anliegen besser zu adressieren, zu vermitteln, dass es sich bei der Pflege um einen interessanten, sinnstiftenden und vor allem wichtigen Beruf für die Zukunft handelt.

Wenn wir wollen, dass die Pflege von Menschen aus Drittländern, wie beispielsweise den Philippinen oder Indien übernommen wird, dann sollte uns bewusst sein, dass wir uns zu verändern haben. Das heißt, Englisch sprechen, die Willkommenskultur neu ausgestalten und auf religiöse Eigenheiten Rücksicht nehmen.

Wie machen wir Vorarlberg zukunftsfit, welche Strategien braucht es?

Eine langfristige arbeitsmarktpolitische Strategie ist essenziell, um Vorarlberg als Innovationsstandort zu etablieren. Es gilt, gezielt in Wachstumsbranchen zu investieren und eine enge Verzahnung zwischen Wirtschaft und Bildung zu fördern. Die Stärkung der dualen Ausbildung, der Ausbau von Fachhochschulprogrammen sowie gezielte Clusterförderung in zukunftsorientierten Industriebereichen könnten das Land nachhaltig wettbewerbsfähig machen.

Wir haben in Vorarlberg eine hohe Patentrate, ein Zeichen dafür, dass viel Know-how im Land vorhanden ist. Es braucht aber eine längerfristige Strategie, um die Unternehmen zu fördern, die innovative Ideen haben. Wir sollten uns klar machen, wo wir uns in zehn, fünfzehn Jahren sehen möchten. Vorarlberg ist zwar klein, aber die Schnellen schlagen die Großen. Wenn es uns gelingt, Geschwindigkeit mit einer klaren Strategie zu verbinden, dann haben wir einen Wettbewerbsvorteil.

Zur Entwicklung einer Strategie braucht es jedoch vorab einen Überblick über bereits vorhandene Bildungsangebote und ein Zusammenwirken aller Akteure in Bildung und Arbeitsmarkt. Ein wesentliches Anliegen der FAV ist ein Upskilling in allen Bildungsschichten. Ansonsten sind wir nur Reagierer und agieren nicht.

Und was passiert mit den Menschen, die mit den Veränderungen nicht mitgehen können oder wollen, die vielleicht auch längerfristig vom ersten Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind?

Es wird immer Menschen geben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht arbeiten können. Daher ist das Thema Langzeitarbeitslosigkeit eines, das die FAV besonders beschäftigt. Dabei schauen wir gerne über den Tellerrand. So haben wir uns angesehen, wie beispielsweise die Organisation „Stiftung für Arbeit“ in der Schweiz mit diesem Problem umgeht. Ihr Zugang ist, dass sie zukünftig keine Statistiken mehr bedienen, sondern zurück zu ihrer Kernaufgabe gehen, nämlich Menschen in ihren Möglichkeiten eine sinnhafte Arbeit zu vermitteln.

Ein inklusiver Arbeitsmarkt erfordert eben gezielte Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen. Beschäftigungsprogramme, Qualifizierungsangebote und sozialwirtschaftliche Betriebe können eine Brücke zurück in den regulären Arbeitsmarkt bilden. Es braucht zudem eine differenzierte Strategie, um individuelle Potenziale zu fördern und soziale Teilhabe zu gewährleisten. Die FAV wird mit einem Arbeitsprogramm, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die bestehenden und neuen Herausforderungen aktiv mit Maßnahmen aufnehmen und angehen.

Vorarlberg steht vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen. Eine gezielte Strategie zur Fachkräftebindung, Zuwanderung, Digitalisierung und Bildung kann das Bundesland langfristig wettbewerbsfähig halten.

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